Wie verändern sich Wahrnehmung, Denken, Verständigen und Entscheiden in unserer immer schneller werdenden Zeit? Wie können wir sinnvoll auf die sich häufenden abgebrochenen Anfänge in unserem Alltag reagieren? Wie können wir in komplexen Situationen handlungsfähig bleiben?

Die Klick-Performance C COPY A, VERSCHLÜSSELT lädt das Publikum dazu ein, das Ensemble des Theaters der Versammlung mit Hilfe von Computerbefehlen wie „kopieren“, „wiederholen“, „ausschneiden“ oder „verschlüsseln“ live in Bewegung zu setzen. Dabei greifen die Darsteller*innen auf Bewegungsabläufe und Textbausteine von Rollen zurück, die sie ansonsten in unterschiedlichen Stücken verkörpern. In mehreren Spielrunden können aus diesen Fragmenten jetzt gemeinsam und in hohem Tempo neue Beziehungs- und Bedeutungsmuster komponiert werden. Das Ziel besteht darin, dem entstehenden Chaos immer wieder kleine Sinninseln abzugewinnen. Das komponierende Publikum lernt mit den Befehlen umzugehen und spiegelt sich dabei selbst durch seine Anweisungen. Jeder hat Einfluss, niemand steuert das Ganze. Es geht um die Mensch-Maschine-Schnittstelle, um Systemsteuerung und Komplexität.

 

 

Tschechow starb 1904. Seine Figuren gelten als unsterblich. Wo aber leben sie dann?

Kurz vor der russischen Revolution wanderte das sogenannte „Tschechow-Völkchen“ nach Deutschland aus. Von der Weltöffentlichkeit unbemerkt ließ es sich im ländlichen Norden nieder. Doch wie schon in den Stücken seines Autors werden die Figuren immer wieder aus ihren Landhäusern vertrieben. Zunächst finden sie Unterkunft in einem abgelegenen Winkel Niedersachsens und führen dort ein abgeschottetes Leben. Bis sie erneut weiterziehen müssen, um vorübergehend in einem alten Bremer Sattelhof eine neue Bleibe zu finden.

Das Theater der Versammlung bietet nun seit einigen Jahren Forschungsreisen zu den prekären Aufenthaltsorten des Tschechow-Völkchens an. Als TeilnehmerIn buchen Sie eine „Einführung in die Feldforschung in nur drei Stunden“ und unternehmen eine Landpartie, um die seltsam anmutenden Verhaltensweisen des Tschechow-Völkchens zu erkunden.

Tschechows großes Thema ist die Zeit. Als Forscher*in treffen Sie auf Figuren, die vor allem langsam leben. Die Figuren erhalten sich einen Raum für Erinnerung, der ansteckend wirkt. Sie folgen den Fragmenten ihrer (Lebens-)Stücke, die mal zu unerwarteten Begegnungen, mal zum Absinken in innere Welten führen. Die Forscher*innen beobachten das Tschechow-Völkchen, bewegen sich aufmerksam durch die Räume und den Garten des ländlichen Domizils. Nähe und Distanz zwischen den beiden Gruppen werden immer wieder neu ausgehandelt. Auf der Rückfahrt tauschen die Forscher*innen die Erlebnisse und Ergebnisse der Erkundung untereinander aus.

 

 

Im Rahmen des Projekts Global Cotton. Eine Uni – Ein Buch – Eine Stadt, das von der Universität Bremen mit einer Vielzahl öffentlicher Veranstaltungen rund um Sven Beckerts King Cotton: Eine Geschichte des globalen Kapitalismus ins Leben gerufen worden ist, gründete das Theater der Versammlung den KING COTTON CLUB. In dieser Einrichtung lernen ihre Mitglieder zunächst Methoden des performativen Lesens kennen. Dabei geht es nicht allein darum über den Text zu diskutieren, sondern vor allem darum nachzuforschen, was passiert, wenn Leser*innen in den Text eintauchen. Welche Assoziationen, Imaginationen und Erinnerungen stellen sich ein, welche emotionalen Spuren hinterlässt die Lektüre? Welche überraschenden Bedeutungen tauchen dadurch auf? Das performative Lesen mündet in öffentliche Gespräche mit Aktionen und Zitaten in der Bremer Baumwollbörse.

 

 

Das Leben als letzte Gelegenheit? Gibt es ein mediales Weiterleben? Und wären wir gerne so unsterblich wie unsere digitalen Spuren?

Das Theater de Versammlung untersucht diese Fragestellung mit den Mitteln der Performance. Gezeigt wird ein work-in-progress voller Unterbrechungen, Abbrüche und Poesie. Drei Schicksalsgöttinnen, die „beschwipsten Schwestern“, verknüpfen und zerschneiden unsere Lebensmuster zu einer Gedenkperformance an unsere Endlichkeit.

Die Performance entsteht in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Joachim Heintz sowie einem alternativen Bestattungsunternehmen, dem trauerraum Bremen.

 

 

Nacktheit provoziert niemanden mehr. Oder doch? In welcher Beziehung stehen Nacktheit und Intimität? Welche Rolle spielt dabei die mediale Stereotypisierung von Körperlichkeit und worin besteht die anziehende Wirkung des Ausziehens?

Die szenischen Aktionen zu diesen Fragen sind eine Weiterentwicklung der Performance-Abende, die das Theater der Versammlung im Rahmen der Sonderausstellung „Sie. Selbst. Nackt. – Paula Modersohn-Becker und andere Künstlerinnen im Selbstakt“ in Kooperation mit den Museen Böttcherstraße und mit freundlicher Unterstützung der Waldemar Koch Stiftung im Winter 2013/14 durchgeführt hat.

 

 

Hamlet gilt als der große Zögere der Weltliteratur. Was passiert, wenn die Hamletdarstellerin den Hamlet nicht proben kann, weil ihr immer, wenn sie sich in ihre Rolle fallen lassen will, etwas einfällt, über das sie noch dringend nachdenken, klagen oder diskutieren muss? Es geht um Versagensängste und die (Wieder-) Herstellung von Erfolgszuversicht. Dabei spielt die Aufführung mit Auszügen aus Psychiatrieprotokollen und Texten von William Shakespeare.

 

 

Unter dem Titel „Speisen mit dem Menschenfeind” präsentiert das Theater der Versammlung eine Neubetrachtung des „Misanthrope“ von Molière. An einem ungewöhnlichen Spielort nehmen die ZuschauerInnen an einer kulinarischen Club-Party teil, speisen und feiern gemeinsam mit Figuren des großen französischen Dichterfürsten. In Form von Tischgesprächen, Partyspielen und klassischen Theaterdialogen verschränkt die Inszenierung Texte von Molière mit einschlägigen Karriereratgebern und sinnlichen Genüssen. Es geht um „High-Potentials“, „Low-Potentials“, Ethik und EssThetik und natürlich um die Frage der eigenen Gesellschaftsfähigkeit.

 

 

Der Körper als Botschaft? Impression Management als zentrale Schlüsselqualifikation in Wirtschaft und Beruf? Die Performance erkundet Inszenierungen in der Arbeitswelt.

In einem fiktiven Seminar werden Verhandlungen verhandelt und die inneren wie die äußeren Widerstände in der Selbst- und Fremdinszenierung greifbar und angreifbar gemacht.

Sechs „SeminarteilnehmerInnen“ üben sich in der Kunst der Selbstdarstellung. Ihr Trainer bittet sie, literarische Liebesszenen als Verhandlungssituationen zu spielen. Oder eine Verhandlungssituation aus dem Personalbüro als Liebesszene. Was passiert, wenn eine Arbeitsstudie aus der Harvard Business Review in einem zweiten Durchgang mit nur geringen Textänderungen als Verhandlung zwischen Liebespartnern am Frühstückstisch gespielt wird? Welches Licht wirft dieses Experiment auf die Verhandlungssituation am Arbeitsplatz?

 

 

„Vormoderne Liebeslyrik“ steht auf dem Lehrplan vieler Schulen und im Curriculum der DeutschlehrerInnen-Ausbildung. Das Theater der Versammlung lädt dazu ein, die Aktualität dieses oft als verstaubt oder kurios geltenden Unterrichtsstoffs zu erkunden. Dabei hat es den Blick als die zentrale Erfahrung in der Minne entdeckt. Man wird vom Blick in seinem Herzen getroffen. Aber darf man allen Blicken trauen? Sind sie vielleicht inszeniert? Lohnt das Wagnis, sich im Spiegel der Augen anderer erkennen zu wollen? Zu Wort kommen ein alter Professor und sein Narr, distanzierte Tisch-Damen, Ritter in Männergruppen, ein eitler Sänger und seine verlogene Übersetzerin sowie blickkundige und blickscheue DarstellerInnen.

 

 

Das Theater der Versammlung hat die Vortrags-Kultur in unterschiedlichen Organisationen wie Schulen, Universitäten, Unternehmen aus der Perspektive der Auftrittskünste untersucht. Ensemblemitglieder stellen nun die Ergebnisse ihrer Erkundungen vor, indem sie einen Text von nur sieben Zeilen in unterschiedlichen Varianten vortragen. Welche Wirkungen lassen sich beobachten, wenn die Aufmerksamkeit nicht nur auf das Was, sondern auch auf das Wie eines Vortrags gelenkt wird?

 

 

Ein halbes Jahr haben sich Figuren aus Goethes Clavigo als akademische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Büros und Seminarräumen der Universität eingelebt. Clavigo: „Hab ich‘s für einen Fremden, der ohne Stand, ohne Namen, ohne Vermögen hierher kam, nicht weit genug gebracht? Hier! An einem ´Hofe´! Unter dem Gedräng von Menschen, wo es so schwer fällt, sich bemerkbar zu machen.“

Wie wird es Goethes Figuren an ihren neuen Arbeitsplätzen ergehen? Unter dem Titel Von Herzen sprechen? veranstalten Clavigo, Carlos, Marie, Sophie, Beaumarchais und Buenco ein wanderndes Symposion. Dabei verständigen sie sich mit wechselnden Besuchergruppen darüber, wie sich in Zukunft Karriere, Liebe, Freundschaft und Bildung miteinander vereinbaren lassen. Die TeilnehmerInnen erleben bewegende Uni-Führungen mit Campus-TV, Begehungen von ProfessorInnen-Zimmern, Café- und Genderklo-Gesprächen, fiktiven und realen Seminaren.




Lecture-Performances und weitere szenische Aktionen